Datum: 9.10.2020
Marodes Polizeigebäude, zunehmende Gewalt gegen Polizisten, Drogenmissbrauch, Corona-Kontrollen, Besoldungsregelungen und Internet-Kriminalität: Das waren Themen im Gespräch des Vaihinger Landtagsabgeordneten Dr. Markus Rösler (Grüne) mit dem Chef des Vaihinger Polizeireviers Hans-Christian Hecker. Seit 1. März 2020 ist Hecker in Vaihingen/Enz im Dienst und berichtete Rösler von den aktuellen Herausforderungen der örtlichen Polizei.
Große Sorge bereiten Rösler und Hecker die Anfeindungen sowie eine zunehmende Gewaltbereitschaft gegenüber Polizeibeamten. Diese Entwicklung sei überall im Land, nicht nur im Vaihinger Revier zu beobachten. „Brennpunkte und Kriminalitätsschwerpunkte in diesem Phänomenbereich sind allerdings hier noch nicht feststellbar, im Gegensatz zu Entwicklungen in anderen Revierbereichen innerhalb des Polizeipräsidiums Ludwigsburg", so Hecker.
„Gewalt gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Polizei geht gar nicht“, unterstreicht Rösler. „Die Sorgen und Nöte der Polizei sind mir seit Jahrzehnten präsent, auch da ich im Laufe meines Lebens auf der Alb, in Vorpommern, im Saarland und jetzt auch in Vaihingen Freunde gewonnen habe, die bei der Polizei arbeiten“, erzählt Rösler.
Großer Bedarf besteht bezüglich eines neuen Gebäudes für die Polizei: „Das 180 Jahre alte und unter Denkmalschutz stehende Gebäude ist teils schon marode, Heizungen funktionieren nicht immer, die Arrestzellen sind schon seit Jahren nicht mehr benutzbar, sodass die Kolleginnen und Kollegen auf die Gewahrsamseinrichtungen der Nachbarreviere des Landkreises zurückgreifen müssen, was mit zusätzlichen zeitlichen und personellen Aufwand verbunden ist“, merkt Hecker an. Rösler versprach, sich weiterhin für eine schnelle Lösung, und dies bevorzugt im Bereich der neuen Feuerwehrwache, einzusetzen: „Blaulicht neben Blaulicht - das macht Sinn und die Polizei hat einen Neubau verdient. Zumal die Stadt Vaihingen ja Interesse an einer eigenen Nutzung des bisherigen Polizeigebäudes besitzt. Da könnten wir also mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen", so Rösler.
Spektakuläre Fälle kann Hecker nicht vermelden - aber doch nennenswerte Erfolge beim Kampf gegen Drogenmissbrauch z.B. in Sersheim und Sachsenheim. „Die nun wieder ansteigenden Zahlen von Corona-Infizierten, die zu erwartenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens und damit verbundene Steigerung der polizeilichen Präsenz zur Überwachung der Corona-Verordnungen, werden in den nächsten Wochen und Monaten wieder eine große Herausforderung für uns werden“, so Hecker.
Auch über die Personalentwicklung des Reviers, die Vergütung sowie die beruflichen Perspektiven für Polizisten im gehobenen Dienst wurde gesprochen: Theoretisch hat das Vaihinger Revier 76 Stellen. Durch längerfristige krankheitsbedingte Ausfälle, Abordnungen und Fehlstellen verfügt das Revier derzeit tatsächlich nur über 61 Beamtinnen und Beamte. Durch ständige, flexible Personalausgleichsmaßnahmen und das hohe Engagement der Mitarbeitenden, die immer wieder ihre privaten Interessen zu Gunsten der dienstlichen zurückstellen, sei die Sicherheit für die Bürgerinnen und Bürger innerhalb des Revierzuständigkeitsbereichs aber gewährleistet, so der Revierleiter.
Außerdem wird sich das Revier Vaihingen/Enz, das aktuell schon eher ein ländlich geprägtes „Flächenrevier“ darstellt, demnächst um den Polizeiposten Schwieberdingen verkleinern. Dieser wird ab 1.1.2021 dem Polizeirevier Ditzingen zugeordnet sein. „Ich will eine Polizei, die als Ansprechpartner für alle zur Verfügung steht. Das ist nur möglich, wenn die Reviere gut ausgestattet sind und wir als Gesellschaft anerkennen, welche wichtige Rolle die Polizei für unser Miteinander spielt. Es gibt keine Freiheit ohne Sicherheit und keine Sicherheit ohne Freiheit“, so Rösler.