Abgeordneter Rösler beobachtet 29 Vogelarten: Hänfling, Kuckuck und Wendehals als Highlights
Datum: 25. Mai 2022
Bei warmem Sommerwetter waren im Vergleich zum Vorjahr weniger als die Hälfte Vogelfans bei der „Stunde der Gartenvögel“ im Landkreis Ludwigsburg unterwegs: Im Kreis wurden in 204 Gärten von 285 Vogelfreunden insgesamt 5.434 Vögel gezählt – 77 davon vom Landtagsabgeordneten Dr. Markus Rösler (GRÜNE) in Vaihingen-Ensingen bei seinen drei Beobachtungen über einen Zeitraum von zwei Stunden.
Landesweit wurden in Baden-Württemberg in 4.300 Gärten von knapp 6.300 Beobachtern fast 138.000 Vögel gezählt. Das entspricht der Hälfte von 2021. Bundesweit meldeten gut 63.000 Vogelzähler rund 1,4 Mio. Vögel aus 42.600 Gärten. Die bundesweite Aktion des NABU fand vom 13. bis 15. Mai 2022 zum 18. Mal seit 2005 statt. „2021 war aufgrund der Corona-Einschränkungen noch im Mai ein Sondereffekt zu vermerken, während die Menschen 2022 schlicht Lust auf Feten und Feiern hatten“, beurteilt Rösler die im Vergleich zu 2021 niedrigeren Zahlen.
Die größte Seltenheit waren nach Angaben Röslers seine Beobachtungen von zwei Hänflingen sowie je einem rufenden Kuckuck und Wendehals. Diese drei Arten sind bundesweit als „stark gefährdet“ eingestuft, also in Kategorie 2 auf der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands eingruppiert. „Der mehrfach verhörte Wendehals in der Streuobstwiese hinter meinem Garten war der einzige im gesamten Kreis Ludwigsburg, der rufende Kuckuck einer von drei, beim Hänfling wurden im Kreis Ludwigsburg immerhin 11 Exemplare beobachtet", so Rösler, der Ornithologe seit Kindesbeinen und früherer Vogelwart und Mitarbeiter der Vogelwarte Helgoland ist.
„Hänflinge und Wendehals sind wie viele Agrarvögel in den letzten Jahrzehnten sehr stark zurückgegangen. Mit dem Biodiversitätsstärkungsgesetz haben wir 2020 einen wichtigen Meilenstein gesetzt, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken: Wir wollen und werden den Biotopverbund und Streuobstwiesen stärken und neu anlegen und den Pestizideinsatz für Insektenfresser wie Hänflinge und Wendehals reduzieren. Davon profitieren auch weitere von mir beobachteten Arten wie Feldlerche und Rauchschwalbe, die beide als „gefährdet“ gelten, also in Kategorie 3 auf der Roten Liste der Brutvögel Baden-Württemberg stehen. Rauchschwalben wurden im Kreis Ludwigsburg 17, Feldlerchen nur drei beobachtet. Nicht jeder hat allerdings wie ich den Acker gleich hinterm Haus, wo Feldlerchen bei naturverträglicher Nutzung brüten", weiß Rösler, der bereits seit 2011 naturschutzpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag ist.
Die Anwesenheit von Rauchschwalben zeigt, dass wir in Ensingen noch Landwirtschaftsbetriebe mit offenen Ställen und damit offenen Herzen für diese inzwischen auch auf der Roten Liste stehende Vogelart haben", freut sich der nach eigenen Angaben "Vogel- und Bauernfreund" Rösler.
Mit Spannung erwartet wurden erneut die Zählergebnisse der Blaumeise: „Im Frühjahr 2020 hatte ein bakterieller Erreger in vielen Teilen Deutschlands zu einem Massensterben der kleinen Meise mit dem blauen Kopf geführt“, erklärt Rösler. 2022 gab es 266 Nachweise der Blaumeise im Kreis Ludwigsburg - etwa 40 Prozent von 2021, was der geringeren Anzahl von Beobachtungsgängen entspricht. „Demnach scheint der Bestand der Blaumeise stabil zu sein. Bei mir im Garten jedenfalls brütet wieder ein Paar dieser sympathischen Vogelart. Das ist schützenswerte biologische Vielfalt direkt vor der Haustür im naturnahen und natürlich pestizidfreien Garten“, so Rösler.
„Wenn ich mir den dramatischen Rückgang von Vogelarten insbesondere in der Agrarlandschaft, sowie den Flächenverbrauch und die Landschaftszerstörung zum Beispiel bei der geplanten B10-Umfahrung oder geplanten großflächigen Gewerbegebieten in Schwieberdingen, Sachsenheim und Vaihingen anschaue: Das steht in massivem Gegensatz zu dem im Zuge des Krieges in der Ukraine immer öfter geäußerten Wunsch nach regionalen Lebensmitteln. Und es widerspricht dem dringend notwendigen Bedarf an konkreten Arten- und Umweltschutzmaßnahmen zur Verbesserung und nicht zur weiteren Verschlechterung bei der biologischen Vielfalt. Anhand dieser Debatte um Lebensmittel und Flächenverbrauch auch bei uns im Kreis Ludwigsburg wird exemplarisch klar, welche Herkulesaufgabe die Trendwende zugunsten von Pflanzen- und Tierwelt uns nicht nur global, sondern auch vor der eigenen Haustüre darstellt“, betont Rösler.
Weitere Infos: www.stunde-der-gartenvoegel.de