Landtagsabgeordneter Rösler lädt Ministerin zum Austausch ein – Dächer und Freiflächen im Kreis Ludwigsburg können noch viel mehr.
Datum: 23.03.2023
„Solaranlagen müssen künftig Standard sein wie Fenster und Türen“, appelliert die Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) am Dienstag bei einem Besuch in Gerlingen und berichtet von den Neuerungen des Klimaschutzgesetzes des Landes. Auf Einladung des Landtagsabgeordneten Dr. Markus Rösler (Grüne) besuchte die baden-württembergische Umweltministerin die Stadt im Strohgäu.
„Im Kreis Ludwigsburg und auch in Gerlingen gibt es ein sehr hohes Potenzial für Solarenergie – gerade aufgrund der sehr dichten Besiedlung deutlich mehr als für Windkraft", betont Rösler, der Mitglied im Umweltausschuss des Landtages und zugleich finanzpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag ist.
Im Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinderatsfraktionen, Stadtverwaltung und Energiewirtschaft ging es um den schnellen Ausbau von erneuerbaren Energien. Auch die Energieagentur des Landkreises, die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim mit ihrer großen Solarthermie-Anlage, das Landratsamt, die örtlichen Mitmachzentrale sowie die Lokale Agenda waren vertreten.
„Wir als Stadt Gerlingen sehen uns in der Vorreiterrolle und in einer Vorbildfunktion beim Ausbau von Photovoltaikanlagen, auch wenn der städtische Gebäudebestand nur knapp 2% des gesamtstädtischen Häuserbestands darstellt. Das zeigen unsere kürzlich an den Start gegangenen PV-Anlagen auf der Realschule und der neuen Sporthalle mit insgesamt knapp 500 neuen PV-Modulen - weitere sind bereits in Planung.“ Bürgermeister Dirk Oestringer (parteilos), der auch Mitglied im Finanzausschuss des Städtetags Baden-Württemberg ist, unterstrich, dass die kommunale Seite bereit sei alles für die anstehende Energiewende zu tun. Jedoch mahnte er an, dass die Kommunen hierbei die notwendige Unterstützung des Landes auch in finanzieller Hinsicht benötigen. In den Kommunen werde die Energiewende mitentschieden, daher müsse eine ausreichende finanzielle Ausstattung vom Land für diese Zukunftsaufgabe bereitgestellt werden.
„Es ist auch aus ökonomischen Gründen wichtig, auf Erneuerbare Energien zu setzen. Aber insbesondere zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen“, so die Umweltministerin im Gerlinger Rathaus. Dies sagte sie auch vor dem Hintergrund des aktuellen Berichts des Weltklimarats. Der Südwesten muss sich nach jüngster Einschätzung des Klimasachverständigenrats auf einen Temperaturanstieg um drei Grad im Vergleich zum Referenzwert 1881-1910 schon bis zum Jahr 2040 einstellen.
Anselm Laube, Geschäftsführer der Energieagentur des Landkreises Ludwigsburg (LEA), attestierte den Landespolitikern ein gutes Regelwerk, mit dem die Herausforderungen der nächsten 15 Jahre durchaus bestritten werden können. „Wir haben in der Vergangenheit allerdings zu sehr auf Nischenlösungen gesetzt, die wir mit der begrenzten Fläche im Landkreis Ludwigsburg nicht hochskalieren können“. Eine Schwerpunktaufgabe der Kommunen sieht der Energieexperte nun bei der Wärmeversorgung. Denn Strom könne über weite Strecken transportiert werden, aber die Wärmewende funktioniere nur vor Ort. Aus Sicht von Laube gehören solarbetriebene Wärmenetze künftig zur kommunalen Daseinsvorsorge.
Mit seiner kommunalen Wärmeplanung, die für die 104 größten Städte im Land verpflichtend ist, hat das grün-geführte Umweltministerium eine wichtige strategische Grundlage geschaffen. Viele weitere Gemeinden arbeiten freiwillig an einem kommunalen Wärmeplan. Auch Gerlingen hat den Förderantrag für die kommunale Wärmeplanung gestellt.
Diese und weitere Regelungen z.B. zur PV-Pflicht bei einer grundlegenden Dachsanierung eines Gebäudes (ab 1. Januar 2023) stecken im novellierte Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz, das der Landtag am 1. Februar 2023 verabschiedet hat. Um die festgelegten Sektorziele in den Bereichen Strom, Wärme und auch Mobilität zu erreichen, muss der Ausbau der erneuerbaren Energien aber landesweit weiter an Fahrt aufnehmen.
„Einig sind wir uns, dass es für die Endverbraucherinnen und Endverbraucher unkompliziert und verlässlich sein muss. Dazu gehört auch Bürokratieabbau und die Unterstützung von Energiegenossenschaften. So etwas kann ich mir auch für Gerlingen und die Nachbarstädte vorstellen“, so Rösler. Der Abgeordnete betonte zudem die hohe Priorität des Energiesparens und damit auch der Suffizienz, der Genügsamkeit: „Weniger weggeworfene Lebensmittel, weniger Müll, weniger Straßenlärm und eben auch ein geringerer Energieverbrauch sind sinnvolle und notwendige Maßnahmen für eine teils lokal, immer aber global betrachtet höhere Lebensqualität für uns alle“.
Zum Abschluss besichtigten die Gesprächsteilnehmerinnen und Gesprächsteilnehmer mit Ministerin Thekla Walker, dem Abgeordneten Markus Rösler und Bürgermeister Dirk Oestringer die neue PV-Anlage auf der Sporthalle in den Breitwiesen.