Datum: 27.2.2025
Der grüne Politiker Dr. Markus Rösler, der den Wahlkreis Vaihingen/Enz seit 2011 im Landtag vertritt, tritt nicht mehr für die Landtagswahl 2026 an. „Leider habe ich schon seit über zehn Jahren massive und offensichtlich nicht lösbare Schlafprobleme, die mit meinem Anspruch an die Arbeit eines Landtagsabgeordneten mit 60 bis 80 Stunden pro Woche nicht mehr vereinbar sind,“ begründet der Finanz- und Naturschutzexperte der Fraktion seine Entscheidung.
Und als Initiator einer überparteilichen Parlamentsgruppe für Dialekte im Landtag sowie des 2023 gegründeten Dachverbandes für Dialekte Baden-Württemberg formuliert er:
Gang, wenn`d Leud saged: „S`isch schad, daß gohsch.“
Gang ned, wenn`d Leud saged: „S`isch Zeit, daß gohsch.“
Mit 34,9% der Stimmen holte Rösler 2021 zum zweiten Mal das Direktmandat für die Grünen in einem klassischen CDU-Wahlkreis, in dem sowohl Guenther Oettinger wie Lothar Späth wohnten. Dies war das beste grüne Ergebnis in Wahlkreisen ohne Hochschulstandort und auch erstmals seit 1980 das beste grüne Ergebnis der drei Landtagswahlkreise im Kreis Ludwigsburg.
Rösler war seit 2011 Mitglied im Finanzausschuss und seit 2021 Vorsitzender des Arbeitskreises Finanzen der Grünen. Darüber hinaus war er Mitglied im Aufsichtsrat der BW-Bank und von Toto-Lotto sowie Mitglied der Haushaltskommission der Koalition. „Damit konnte ich Entscheidungen im zuletzt über 65 Milliarden pro Jahr umfassenden Landeshaushalt prägen und fällen, die dem entsprechen, was Politik ausmachen sollte: Gestaltungswille und Gestaltungsmöglichkeit und ein selbstbewusstes Parlament auch gegenüber den Ministerien, deren Einfluss auf die Politik im Vergleich zum Parlament meines Erachtens manchmal zu groß ist“, so Rösler.
Als „Bindeglied zwischen Wissenschaft und Naturschutz“ hat sich der promovierte Landschaftsökonom und Landschaftsökologe über Baden-Württemberg hinaus einen Namen als Experte für Nationalparke und Biosphärengebiete, für Streuobst und Wölfe gemacht: Themen, bei denen er schon seit Jahrzehnten ehrenamtlich für den NABU auf Bundesebene und europäischer Ebene tätig ist. Seit 2023 ist er zudem Sprecher aller grünen für Naturschutz zuständigen Abgeordneten in den Landtagen und vertritt deren Anliegen gegenüber dem Vorstand der Bundestagsfraktion und dem Bundesvorstand der Grünen.
„In den 14 Jahren seit 2011 konnte ich viele Ideen sowohl im Land wie im Wahlkreis umsetzen: So zum Beispiel die seit über 30 Jahren erstmalige Umschichtung von Toto-Lotto-Mitteln zu Gunsten gemeinnütziger Zwecke, insgesamt 28 Millionen Euro pro Jahr. Dabei wurden der Naturschutz sowie die Lebensrettung und Katastrophenhilfe als ganz neue Empfänger eingeführt, das war ein dickes Brett, an dem ich über zehn Jahre bohren musste, zuletzt auch in meiner Funktion als Aufsichtsrat von Toto-Lotto. Auch das an der Universität Hohenheim und dem Staatlichen Museum für Naturkunde angesiedelte und bundesweit vorbildliche „Kompetenzzentrum für Biologische Vielfalt und Taxonomie“ (KomBioTa) geht auf meine Initiative zurück: Jährlich 1,3 Millionen Euro und neue Professorenstellen wirken bei uns im Land einem internationalen Trend entgegen: Denn wegen der Ausdünnung der ökologischen Wissenschaften in den Universitäten zu Gunsten anderer Schwerpunkte in der Biologie sind die Wissenschaftler, die Insektenarten bestimmen können, meist gefährdeter als die Insekten selbst.“, so Rösler.
„Bei den Haushaltsverhandlungen war es mir ein persönliches Anliegen, bei manchmal harten Verhandlungen für eine angemessene Unterstützung des öffentlichen Verkehrs und Radverkehrs sowie des Klima- und Naturschutzes zu sorgen. Beim Naturschutz ist mir das besonders gelungen – bei einem Aufwuchs von 30 Millionen seit 2011 auf 120 Millionen im Jahr 2026. Dieser kommt heute insbesondere Landwirten und Landschaftserhaltungsverbänden zugute. Ein eigenes Sozialpaket für zahlreiche dezentrale Einrichtungen im Land, der Hochschulfinanzierungsvertrag sowie eine neue Mensa für die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg als nachhaltiges Vorzeigeprojekt, die Sanierung der ländlichen Heimvolkshochschule Hohebuch – das alles und noch viel mehr ist grüne Handschrift im Landeshaushalt“, so der grüne Finanzpolitiker.
Im Wahlkreis freut sich Rösler besonders darüber, im Verlauf des Jahres 2024 nach über zehnjährigen Bemühungen sein einziges Wahlversprechen aus dem Jahr 2011 eingelöst zu haben: Das überregional bedeutsame Museum für den Keltenfürsten in Eberdingen-Hochdorf wird auf seine Initiative vom Kreis Ludwigsburg mit 18.000 Euro und vom Land Baden-Württemberg mit 30.000 Euro pro Jahr unterstützt. Und der Schulbauernhof „Zukunftsfelder“ in Korntal-Münchingen, der die Ziele des 2020 im Landtag beschlossenen Biodiversitätsgesetzes als Bio-Bauernhof mit wochenweisen Aufenthalten für Schulklassen umsetzt, erhält ab 2025 strukturell 50.000 Euro, um Kindern zu vermitteln, wie Landwirtschaft funktioniert. Auch mit der Sanierung des über 500 Jahre alten Pfarrhauseses in Markgröningen geht es nach langen Verhandlungen ab 2025 endlich voran.
„Wenn man mich aber fragen würde: Welcher Anlass war der Grund für die größte Freude über persönlich Erreichtes? Dann wäre das immer noch ein kleines „Weihnachtsmärchen“: Die Übergabe eines Schreibens von Innenminister Reinhold Gall – ganz kurz vor Weihnachten 2011 – an Mary Njoroge aus Kenia und Portia Zimbwa aus Simbabwe. Die beiden jungen Afrikanerinnen durften aufgrund einer von mir „erkämpften“ landesweiten Regelung das sehnsüchtig von ihnen und dem Behindertenheim Markgröningen gewünschte Freiwillige Soziale Jahr antreten, anstatt – wie formal bis zu diesem Tag vorgeschrieben – wieder nach Afrika zurückreisen zu müssen. Mit beiden habe ich bis heute immer wieder Kontakt – sie leben glücklich und gut integriert in Deutschland.“

„Ich bin glücklich darüber, mich seit 2011 in meiner ja schließlich privilegierten Funktion oft auch hinter den Kulissen erfolgreich für Menschen einsetzen zu können , die nicht zu den „Oberen Zehntausend“ gehören wie die Dienstboten und Pförtnerinnen im Landtag, die Bodyguards oder für Sand und Sandkasten für Asylunterkünfte in Vaihingen und Gerlingen: Da macht Politik sowohl Sinn wie Freude.“