28.11.25 Pressemitteilung Dr. Markus Rösler: Regenpfeiferacker bei Hemmingen für Windkraft absolut tabu
"Jedes Jahr werden beim Regenpfeiferacker bei Hemmingen europaweit zahlreiche gefährdete Rastvögel beobachtet. Dazu gehört der besonders seltene und gefährdete Mornellregenpfeifer. Dieser in Nordskandinavien bis Ostsibirien in baum- und strauchfreien Flächen brütende Vogel benötigt derartige Trittsteine auf seinem Zug nach Nordafrika. Sie überqueren Europa mit nur sehr wenigen traditionellen Rastplätzen, die dafür umso größere Bedeutung für das Überleben dieser Vogelart besitzen."
Im bisherigen Verfahren des Regionalverbandes wurden laut Angaben von Rösler Aspekte des Rastvogelschutzes vom Regionalverband nicht berücksichtigt.
"Es ist Aufgabe des Regionalverbandes und der verantwortlichen Regionalrätinnen und Regionalräte, dies bei ihrer Abwägung zu berücksichtigen. Die bisher immer noch auf Hemminger Gemarkung vorgesehene Fläche für Windkraft verstößt eklatant gegen naturschutzfachliche Kriterien. Sie kommt daher als Windvorranggebiet nicht in Frage - es ist von vornherein mit Klagen zu rechnen."
Rösler ist selbst Ornithologe, früher Mitarbeiter der Vogelwarte Helgoland und unterstützt die landesweit einmalige Zug- und Rastvogelbeobachtungsstation bei Hemmingen/Hochdorf seit vielen Jahren.
"Bei Gesamtbetrachtung der Region Stuttgart gibt es keinen für Rastvögel vergleichbar wichtigen Standort - er ist einzigartig. Auch daher haben sich die Untere und die Obere Naturschutzbehörde gegen diesen Standort ausgesprochen - schon vor der aktuellen Ausarbeitung der Ornithologen.
Wenn die im Grundsatz für Windkraft eingestellten Umweltverbände an einem einzigen Standort im Kreis Ludwigsburg "Nein" sagen, dann sollte dieses Votum von Wissenschaft und Zivilgesellschaft zugleich berücksichtigt werden - sonst steigt der Politikfrust auch in diesen Kreisen."
"Ich selbst werde mich wie schon seit vielen Jahren für Windkraft im Kreis Ludwigsburg, aber ebenso entschieden gegen Windkraft auf dem Regenpfeiferacker bei Hemmingen einsetzen. Der Standort ist absolut tabu für Windkraft."
Zudem schrieb der Landtagsabgeordnete Dr. Markus Rösler an den Verbandsvorsitzenden der Region Stuttgart sowie an die Fraktionsvorsitzenden folgende Stellungnahme:
Sehr geehrter Herr Verbandsvorsitzender, lieber Rainer,
werte Fraktionsvorsitzende,
ich erlaube mir, ergänzend zum Schreiben der Bürgermeister Scholz und Keller auf Folgendes hinzuweisen:
Offensichtlich wurden bisher die Kriterien für Zug-, insbesondere aber für Rastvögel (überhaupt) nicht berücksichtigt.
Dies ist Voraussetzung für ein formal korrektes Verfahren.
Dem Regionalverband liegen einschlägige Stellungnahmen der Umweltverbände, der Oberen und der Unteren Naturschutzbehörde schon bisher vor - insbesondere was den "Regenpfeiferacker" (inzwischen nur noch) auf Hemminger Gemarkung, aber auch was Teile des Langen Feldes auf Münchinger Gemarkung betrifft (südlich der Stromtrasse).
Ein neues Gutachten mit wissenschaftlichen Erkenntnissen bezüglich Zug-, insbesondere aber Rastvögeln im Bereich des Regenpfeiferackers liegt nun ebenfalls vor.
Ich gehe davon aus, daß der Regionalverband und die Fraktionen Rückkopplung mit dem Umweltministerium und-oder der LUBW gehalten hat, um sicher zu stellen, daß kein (ggf. am 3.12.2025 vorschneller) Beschluss gefasst wird, der von vornherein und offenkundig anfechtbar wäre, weil beispielsweise die Kriterien Zug-, insbesondere aber Rastvögel nachweislich nicht berücksichtigt und gewichtet wurden.
Meine Einschätzung hierzu vor dem Hintergrund schließlich jahrzehntelanger auch bundesweiter Erfahrung im Bereich Ornithologie ist eindeutig:
Insbesondere der Regenpfeiferacker zwischen Hemmingen, Eberdingen-Hochdorf und Schwieberdingen scheidet als Vorranggebiet für Windkraft aufgrund seiner zuallermindest landesweiten Bedeutung als Rastvogelplatz als Windkraftvorranggebiet aus.
Zur ersten Offenlage habe ich verschiedene Hinweise gegeben, wie die 1,8% Flächenanteil leichter erreichbar wären, zu denen ich selbstverständlich ausdrücklich stehe.
Mit freundlichen Grüßen
Markus Rösler
Auch die Landesverbände von NABU und BUND haben jüngst öffentlich Stellung genommen. In der Pressemitteilung beider Verbände heißt es:
"Der Regenpfeiferacker bei Hemmingen ist einer der wichtigsten Rastplätze für Zugvögel in Baden-Württemberg – und von landesweiter Bedeutung für zahlreiche gefährdete Arten wie zum Beispiel den Mornellregenpfeifer. Trotzdem ist das Gebiet im aktuellen Entwurf der Teil-Regionalplanung des Verbands Region Stuttgart als Vorrangfläche für Windkraft (LB-08) vorgesehen.
Am 3. Dezember soll die Regionalversammlung die Satzung über die Teilfortschreibung des Regionalplans zur Festlegung von Vorranggebieten für Windkraftanlagen beschließen. Vor diesem Hintergrund wenden sich die Naturschutzverbände zusammen mit ihren Gruppen aus der Region gemeinsam gegen diese Planung und fordern, den Regenpfeiferacker aus der Windkraftkulisse herauszunehmen.
Windenergie ja – aber naturverträglich
NABU und BUND unterstützen ausdrücklich den Ausbau der Windenergie als wichtigen Teil der Energiewende und begleiten die Planungsoffensive des Landes Baden-Württemberg seit Jahren konstruktiv. Wesentlich für die Verbände ist, dass der Ausbau so naturverträglich wie möglich erfolgt. Entscheidendes Kriterium dafür ist an erster Stelle eine gute Standortwahl.
Nur in ganz wenigen Fällen setzen sich die Verbände gegen die von den zwölf Planungsregionen des Landes vorgesehenen Vorranggebiete für Windenergie ein. Der sogenannte Regenpfeiferacker bei Schwieberdingen-Hemmingen ist die einzige Fläche im Landkreis Ludwigsburg, die die Verbände aufgrund ihrer landesweiten Bedeutung als Rastplatz für eine große Zahl unterschiedlicher Arten und Individuen für den Ausbau der Windenergie für ausgeschlossen halten.
Gerade bei besonders sensiblen Arten und Schlüsselgebieten müssen aus Sicht der Verbände klare Grenzen gesetzt werden. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass der Mornellregenpfeifer vertikale Strukturen wie Windenergieanlagen großräumig meidet. Wird der Regenpfeiferacker mit Windrädern bebaut, verliert der Mornellregenpfeifer diesen Rastplatz faktisch komplett. Der streng geschützte Vogel nutzt das Gebiet regelmäßig auf seinem Zug zwischen Brutgebieten in Nordeuropa und den Überwinterungsgebieten im Süden."
Zur vollständigen Pressemitteilung gelangen Sie über nachfolgenden Link: Regenpfeiferacker bewahren: NABU und BUND fordern Streichung der Windenergievorrangfläche
Unter nachfolgendem Link finden Sie das Fachgutachten zum Regenpfeiferacker: Rastvögel auf dem Regenpfeiferacker