... auch in den Kreisen Ludwigsburg und Heilbronn
Datum: 8.8.2024
288 Nilgänse, 321 Waschbären und 104 Nutrias wurden im Jagdjahr 2022/2023 in den Kreisen Ludwigsburg und Heilbronn erlegt. Konkrete Schäden durch diese nicht-heimischen Tierarten ("Neozoen") gab es seit 2016 laut Unterer Jagdbehörde Ludwigsburg in nur 19 Fällen.
Diese Antwort erhielten die grünen Landtagsabgeordneten Dr. Markus Rösler, Gudula Achterberg, Silke Gericke, Erwin Köhler, Tayfun Tok und Armin Waldbüßer auf eine Anfrage ans Ministerium für Ernährung, ländlicher Raum und Verbraucherschutz BW.
"Es gibt einen dramatischen Anstieg bei den Jagdstrecken von Nilgänsen, Nutrias und Waschbären in den Kreisen Ludwigsburg und Heilbronn in den letzten Jahren. Das deutet auf einen ebenso dramatischen Anstieg der Populationen binnen kurzer Zeit hin",
kommentiert der für Naturschutz zuständige Abgeordnete Dr. Rösler der Grünen im Landtag mit seinen Kolleginnen Achterberg und Gericke sowie den Kollegen Köhler, Tok und Waldbüßer.
Ein Vergleich der Jagdjahre 2014/15 und 2022/23 aus der Antwort der Landesregierung an die grünen Abgeordneten macht dies deutlich: Von 0 Nilgänsen auf 288 Nilgänsen, von 2 Nutrias auf 104 Nutrias sowie von 28 Waschbären auf 312 Waschbären jeweils addiert in beiden Landkreisen.
Zur Jagdstrecke der Bisamratte liegen dem Land keine Informationen vor.
Die Anzahl der gemeldeten Wildtierschäden stieg im Landkreis Ludwigsburg in den vergangenen Jahren ähnlich stark wie die Anzahl der erlegten Tiere. Die Anzahl gemeldeter Störungen oder Schäden bei Nilgänsen und Nutrias fielen hingegen deutlich geringer aus als die Steigerungen bei den Jagdstrecken.
Ein Blick auf ganz Baden-Württemberg:
"Nilgänse sind inzwischen in Baden-Württemberg mit Ausnahme des Schwarzwaldes und der Schwäbischen Alb nahezu flächendeckend verbreitet. Waschbären haben insbesondere im Nordosten des Landes eine stabile Population entwickelt. Und Nutrias haben sich vor allem in der Rheinebene etabliert."
Der seit Jahrzehnten auch national und international im Naturschutz ehrenamtlich tätige grüne Abgeordnete Dr. Rösler betrachtet die Ausbreitung der Neozoen als Bestandteil globaler Entwicklungen:
„Im „Global Assessment Report“ von 2019 hat der Weltbiodiversitätsrat die Ausbreitung von invasiven Arten nach den Veränderungen der Land- und Meeresnutzung, direkter Ausbeutung von Organismen, Klimawandel und Umweltverschmutzung als fünfwichtigsten globalen Treiber des Verlustes der Biodiversität benannt.
Die Ausbreitung invasiver Arten kann Ökosysteme bedrohen und führt immer wieder zu erheblichen ökonomischen Schäden. Es ist daher von großer Bedeutung, das Einschleppen invasiver Arten von vornherein zu verhindern.
Das neueste Beispiel hierfür ist der Nachweis des Japankäfers im Kreis Ludwigsburg - dieser kann Obstbäume und Felder komplett leerfressen. Wo die Ausbreitung invasiver Neozoen bereits erfolgt ist, müssen die Populationen möglichst durch artenspezifisches Management niedrig gehalten werden.“
Angesichts der bereits entstehenden und potentiellen zukünftigen Schäden fordert Rösler landesweit ein systematisches Monitoring von Neozoen, das Erfassen der verursachten Schäden sowie das Erforschen und Proben von Maßnahmen zur Reduktion der Schäden.
Seit Mai 2023 können Bürgerinnen und Bürger auf einer Meldeplattform der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) Funde der gebietsfremden Asiatischen Hornisse melden. Die grünen Abgeordneten wünschen sich diesem Beispiel folgend und damit im Sinne von "Citizen Science" noch mehr solcher Beteiligungsmöglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger, Vorkommen von invasiven Tier- und Pflanzenarten zu erfassen und zu melden.
Hintergrund:
Tierarten, die in Europa seit 1500 (beginnender Austausch mit Amerika und Ostasien) in Gebiete außerhalb ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes eingeschleppt worden sind und sich dort etabliert haben, werden „Neozoen“ genannt. Hat sich eine gebietsfremde Art im neuen Gebiet etabliert und bedroht dabei einheimische Arten und Ökosysteme, wird sie auch als „invasive Art“ bezeichnet. Laut dem Weltbiodiversitätsrat (IPBES) verursachen invasive Arten jährlich weltweit Schäden von über 400 Milliarden Dollar.
Quelle: Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Rösler, Achterberg, Gericke, Köhler, Tok und Waldbüßer (Drucksache 17/6716).
Foto: NABU/Christoph Bosch