Unternehmensbesuch und Podiumsdiskussion auf dem Programm
Datum: 5.11.2025
„Das ist gerade in der aktuellen wirtschaftlichen Lage eine sehr wichtige und erfreuliche Botschaft“, kommentierte Finanzminister Dr. Danyal Bayaz bei seinem Besuch die Zukunft des Firmenstandorts von Mahle in Vaihingen an der Enz. Denn das Vaihinger Werk des Automobilzulieferers ist perspektivisch gut aufgestellt und die rund 200 Arbeitsplätze mittelfristig gesichert.
Auf Einladung des Landtagsabgeordneten Dr. Markus Rösler (Grüne) war Finanzminister Bayaz zu Besuch in Vaihingen und zunächst bei Mahle. Dort erhielten die beiden Landespolitiker umfassende Einblicke in die Fertigungsprozesse sowie in die nachhaltige Weiterentwicklung des Unternehmens.
Besonders beeindruckt zeigten sich Bayaz und Rösler von den umfangreichen Investitionen in erneuerbare Energien. „Hier am Standort entsteht derzeit die deutschlandweit größte Photovoltaik-Thermieanlage, die das Werk mit Strom und Wärme versorgen wird. Dafür setzt Mahle auf moderne Wärmepumpentechnologie in Kombination mit großen Erdspeichern“, so Rösler. „Das zeigt eindrucksvoll, dass auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Investitionen in Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit möglich sind.“
Podiumsdiskussion zu Staatsfinanzen in der Vaihinger Waldorfschule
Zum Abend wurde zu einer Diskussion mit dem Titel: "Investitionen in unsere Zukunft - zwischen Schuldenbremse und Klimakrise" in die Vaihinger Waldorfschule eingeladen. Auf dem Podium: Finanzminister Bayaz und die, aus Rheinland-Pfalz angereiste Transformationsforscherin und Unternehmensberaterin Dr. Hannah Heller sowie Markus Rösler, finanzpolitischer Sprecher der grünen Landtagsfraktion. Die Moderation des Abends übernahm Meike Günter, grüne Landtagskandidatin für Vaihingen/Enz bei der Landtagswahl 2026.
Quelle: Louis WickZunächst führte Finanzminister Bayaz in das Thema ein mit einem Gesamtüberblick zur aktuellen Lage. Er zeigte dabei schonungslos und ehrlich eine Einsicht in die aktuell herausfordernden Zeiten: "Die Zeiten sind ernst, wenn man mit 17 ungelösten Problemen auf dem Ministerstuhl sitzt, und gegen Hiobsbotschaften zu kämpfen hat, wenn man sieht, dass es die „alte Welt“ nicht mehr gibt, der blaue Balken nach oben geht, einem der Amerikaner den Rücken zudreht." Es helfe aber nichts, sich dem Trübsal hinzugeben. Denn Baden-Württemberg hat alles was es braucht, um auch langfristig erfolgreich zu sein. Gut ein Drittel des Landeshaushalts fließen in Bildung und Forschung, so viel wie in keinem anderen Bundesland. Baden-Württemberg belegt damit laut einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) im Ranking der innovativsten Regionen weltweit Platz 3 hinter Massachusetts und Kalifornien. Insgesamt will Bayaz ein positives Bild von Zukunft erzeugen: „Jeder muss Lust haben, mitzumachen. Aber es müssen auch Veränderungen zugelassen werden. Da wird es auch Zumutungen geben. Strukturwandel ja, aber keine Strukturbrüche. Es ist ein weiter Weg. Falsche Erwartungen zu schüren, ist schlimm.“
Quelle: Louis WickDr. Hannah Heller, Transformationsforscherin und Stadträtin in Speyer, weist eindringlich auf die großen Unsicherheiten in den sozialen und ökologischen Systemen hin. Viele Menschen hätten das Gefühl, dass Reiche vom Staat anders behandelt werden. Es dürfe nicht sein, dass ein sehr kleiner Teil, der besonders viele CO₂-Emissionen verursacht, sich durch seine Macht im Grunde freikaufen könne. Die vorhandenen finanziellen Mittel sollten nach Heller stärker in die realen Bedürfnisse der Menschen vor Ort fließen, etwa in Grundversorgung, Wohnen, Katastrophenschutz und sozialen Zusammenhalt. Sie wirbt für sogenannte Commons-Public Partnerships; als einfaches Beispiel nennt sie Carsharing. Gemeinschaftlich könne man auch dazu beitragen, dass etwa ein Schwimmbad nicht schließen müsse. Der Staat müsse die Menschen besser darin unterstützen, Verantwortung selbst zu übernehmen.
Dr. Markus Rösler weist auf die Notwendigkeit hin, Nachhaltigkeit in allen Bereichen ganzheitlich zu betrachten: Es gehe um Ökonomie, Ökologie und das Soziale zusammen. Aus seiner Erfahrung fehle Menschen aus Wirtschaft und Finanzsektor oft das ökologische Verständnis. Weltweit sei der Zeitgeist derzeit nicht zugunsten ökologischer Anliegen, als Beispiel nennt er das geplante Biosphärengebiet Allgäu-Oberschwaben. An sich seien Biosphärengebiete Paradebeispiele dafür, sowohl Ökologie als auch Ökonomie zusammen zu denken und zu entwickeln und im Biosphärengebiet Schwäbische-Alb sei das seit vielen Jahren bereits erfolgreich gelebte Praxis. In Allgäu-Oberschwaben werde derzeit wie unter einem Brennglas sichtbar, wohin sich die Gesellschaft entwickle. Nach der Verbreitung vieler Falschinformationen und durchgesetzten Partikularinteressen mächtiger Akteure vor Ort sei die Stimmung inzwischen gekippt, so dass man nicht davon ausgehen kann, dass Baden-Württemberg in den kommenden Jahren ein drittes Biosphärengebiet erhalten werde, trotz nachweislicher Erfolge im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb.
Quelle: Louis WickDer Vaihinger Landespolitiker hält ein Zusammenspiel von Effizienz ("Dinge besser machen") und Suffizienz ("weniger verbrauchen") für entscheidend. Man müsse ehrlich zugeben, dass es vielen hier auch deshalb so gut gehe, weil es anderen Regionen der Welt schlecht gehe.
Nach einer belebten Diskussion auf der Bühne, ergänzt durch Fragen aus dem Publikum, warb Finanzminister Bayaz zu mehr Zuversicht. Im Autoland Baden-Württemberg werde „der stotternde Motor im laufenden Betrieb umgebaut“. Das Land habe jedoch alle Voraussetzungen, die es braucht, für eine erfolgreiche Zukunft.
Quelle: Louis Wick