Wolfsentwicklung in Deutschland nicht mehr dynamisch. Zumeldung von Dr. Markus Rösler zum Tod der Wölfin GW2407w im Straßenverkehr.
Datum: 18.4.2024
Der Tod der einzigen Wolfsfähe in ganz Baden-Württemberg seit dem Abschuss einer Wolfsfähe 1865 in Neudenau im Kreis Heilbronn zeigt: Baden-Württemberg ist mehr Autoland als Wolfsland.
Der Tod dieser trächtigen Wölfin zeigt aber auch: Bei allen berechtigten Sorgen der Weidetierhalter ist die Angstmache von Wolfsgegnern vor einer schnellen Ausbreitung des Wolfes oder die Übertreibung von Gefahren von Wölfen für Menschen unseriös.
Schon seit drei Jahren steigt die Anzahl der Wolfsrudel und die Anzahl der Wolfsterritorien in ganz Deutschland nach meinen Auswertungen auf Basis der amtlichen Zahlen nur noch relativ langsam: Im Wolfsjahr 1.5.2022 bis 30.4.2023 13,6 Prozent Zuwachs bei den Wolfsrudeln, 3,3 Prozent Zuwachs bei den Wolfsterritorien, also inklusive der Paare und residenten Einzeltiere.
Dies gilt nicht nur für Bundesländer mit relativ hohen Wolfsbeständen wie Sachsen, Niedersachsen und Brandenburg, sondern auch für Ländern mit nur vereinzelten Wolfsvorkommen und großen Waldflächen wie Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Thüringen oder Rheinland-Pfalz.
Dies ist auch für Ökologen überraschend. Es kann möglicherweise damit zusammenhängen, dass die Ausbreitung der polnisch-deutschen Flachlandpopulation in die Mittelgebirge hinein nur zögerlich erfolgt. So wie in Sachsen, wo die Ausbreitung des Wolfes von Ostsachsen ins Erzgebirge in Westsachsen auch nach 24 Jahren immer noch eher zögerlich erfolgt und viele scheinbar gut geeignete Wolfs-Lebensräume unbesetzt sind, während in denselben 24 Jahren eine außerordentlich schnelle Ausbreitung längs der Elbe in die nordwestdeutsche Tiefebene erfolgte.
Nach den neuesten internationalen Studien aus Norwegen ("NINA-Studien") gab es in Europa seit 50 Jahren keinen tödlichen Vorfall mehr durch Wolfsangriffe auf Menschen - auch nicht auf Kinder. Dies, obwohl inzwischen über 20.000 Wölfe in Europa leben, davon aktuell ca. 1500 in Deutschland. Eine reelle, größere Gefahr für Menschen in Wald und Feld geht mehr von Wildschweinen, Hunden und Zweibeinern aus - allein von 1998 bis 2015 gab es 65 tödliche Angriffe auf Menschen durch Hunde.
Service:
Umfangreiche Informationen rund um den Wolf im Land, in Deutschland und Europa samt den Landtagsdrucksachen aller Fraktionen zum Wolf finden sich hier auf der Seite https://markusroesler.de/landtag/wolf/.