Stunde der Gartenvögel: 24 verschiedene Vögel in Ensingen
„24 verschiedene Vogelarten habe ich bei zwei Begehungen in und rund um meinen Garten im Vaihinger Stadtteil Ensingen bei der diesjährigen ‚Stunde der Gartenvögel‘ beobachtet. Darunter gefährdete Arten wie Grünsprecht, Nachtigall, Feldlerche und Gartenrotschwanz. Am häufigsten zählte ich Star und Haussperling“, sagt Dr. Markus Rösler, Ornithologe und naturschutzpolitischer Sprecher der GRÜNEN Landtagsfraktion.
„Der Star hat in der nahegelegenen Streuobstwiese einen Brutplatz gefunden, der Haussperling ist mit mehreren Brutpaaren an den Nachbarhäusern vertreten. Das ist schützenswerte biologische Vielfalt direkt vor der Haustür“, so Rösler.
Vom 10. bis zum 12. Mai 2019 hatte der NABU bundesweit dazu aufgerufen, Vögel zu beobachten, zu zählen und zu melden. Bereits am Donnerstag (16. Mai 2019) haben bundesweit mehr als 63.000 Vogelfreunde über 1,4 Mio. Vögel gemeldet.
In Baden-Württemberg wurden in rund 4.500 Gärten mehr als 140.000 Vögel gezählt, im Kreis Ludwigsburg waren es in 197 Gärten 5.600 Vögel. „Obwohl das Wetter am vergangenen Samstag nicht besonders gut war, haben so viele mitgemacht wie noch nie“, freut sich Rösler. Noch bis zum 20. Mai kann man seine Beobachtungen per App, per Post oder über das Online-Formular des NABU einspeisen.
Als Zwischenfazit teilt der NABU mit, dass vor allem Haus- und Feldsperling einen großen Sprung nach vorne machen. Das Ergebnis des Feldsperlings liegt zehn Prozent über dem des Vorjahres. Damit erreicht diese Art ihr bestes Ergebnis in 15 Beobachtungsjahren. Die Spatzen haben vom vergangenen heißen Sommer profitiert.
Anders sieht das bei der Amsel aus: Durch die langanhaltende Wärme konnte sich das durch Stechmücken übertragene Usutu-Virus 2018 in fast ganz Deutschland verbreiten. Bundesweit wurden sieben Prozent weniger Amseln gesichtet. In Hamburg und Bremen, wo die tödliche Krankheit 2018 erstmals auftrat, wurden sogar 39 Prozent weniger Amseln als im Vorjahr gemeldet.
„Weniger gut sieht es 2019 für unsere Gebäudebrüter und Insektenfresser aus“, sagt Rösler. Die Zahlen für Mauersegler und Mehlschwalben sind laut NABU katastrophal. Beide erreichen mit Abstand ihre bisher schlechtesten Ergebnisse. Aufgrund der Wetterlage und der Kaltluft aus dem Norden verzögert sich offenbar die Ankunft eines Teils der Vögel. Leider fügen sich die diesjährigen Ergebnisse aber nahtlos in eine Reihe abnehmender Zahlen aus den Vorjahren ein – unabhängig davon, ob im Mai warmes oder kaltes Wetter herrschte. „Wir haben es daher wohl tatsächlich mit einem deutlichen Rückgang zu tun. Ursachen sind sicher auch das Fehlen von Fluginsekten als Nahrung und das Verschwinden von Brutnischen an Gebäuden“, erläutert Rösler.
„Das Artensterben nimmt in beängstigendem Maße zu. Diese Entwicklung bestätigt nicht nur der kürzlich vorgestellte Bericht des Weltbiodiversitätsrates (IPBES), demzufolge weltweit bis zu eine Mio. Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind. Das zeigt sich auch bei unserem heimischen Vogelarten“, so Rösler. Daher sei es dringend geboten, dass von der kommunalen Ebene bis hin zur EU-Ebene ambitionierterer Klima-, Umwelt- und Artenschutz betrieben wird. Eine solche Politik sei am 26. Mai 2019 wählbar.
„Wir Grüne setzen uns ein für Schwarzspechte, Rotkehlchen und Bläulinge. Wenn ich mir die Flächenversiegelung landwirtschaftlicher Böden – beispielsweise durch den geplanten Ausbau der B10 – sowie den Bedarf an konkreten Klimaschutz-Maßnahmen und die roten Listen anschauen, ist der Handlungsbedarf gerade auch bei uns im Kreis Ludwigsburg größer denn je“, sagt Rösler.